Unser heutiger TSV Mistelbach wurde im Frühjahr 1909 als „Freie Turner Mistelbach“ gegründet. Es fanden sich im Ort viele sportbegeisterte Männer und Frauen, die gemeinsam der Leibesertüchtigung nachgehen wollten. Sport zu treiben, war damals ein Privileg der feinen Leute und unter Sportausübung wurde in den Turn- und Sportvereinen in erster Linie Turnübungen in Gruppen verstanden, die Harmonie und Disziplin zum Ziel hatten. Leiter der Turnriege war zur damaligen Zeit Hans Kasel (Bild links). Er und seine Turnriege bauten Sportgeräte (Reck, Barren) am Dorfplatz auf und führten verschiedene Schauturnen vor. Viele Zuschauer bewunderten damals die Mistelbacher Turner. Zu den Mitgliedern zählten u.a. Georg Herath und Christian Wagner.
Der Wettkampfsport Fußball, bei dem auch die individuelle Leistung eines Sportlers im Vordergrund steht, stand in krassem Gegensatz zu diesen Idealen. Er wurde als „Lümmelei“ oder „Englische Krankheit“ bezeichnet und seine Ausübung in den Vereinen zunächst fast überall verboten.
Die Aufbauarbeiten unseres Vereines wurden bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 kontinuierlich fortgesetzt, jedoch unterbrach der grausame Krieg jäh diese gemeinsamen Aktivitäten. Viele Turnkameraden mussten in den Krieg ziehen und kehrten nicht mehr nach Hause zurück. Das Vereinsleben kam dadurch in den Kriegsjahren 1914-1918 gänzlich zum Erliegen.
Nach Ende dieses Krieges im Jahre 1919 fand sich auch schnell wieder eine Gruppe von Unentwegten in den Reihen unseres Sportvereins, die das unterbrochene Werk fortsetzten. Man traf sich wieder regelmäßig, um gemeinsam Sport zu treiben. Als Sporthalle diente der Großmannsaal.
Im Jahr 1920 gründete der Verein die Sparte „Fußball“. Es gelang, das damalige Lagergelände zu pachten. Eine stetige Aufwärtsentwicklung des Vereins war nun unverkennbar. Die Zahl der Fußballspieler, die zunächst immer noch einige Widerstände zu überwinden hatten, wuchs seitdem stetig an.
Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurde erneut vieles geändert, abgeschafft oder gestrichen. Selbst Sportvereine waren von diesem Wahnsinn stark betroffen. Im Zuge der „Gleichschaltung“ wurden aus dem TSV Mistelbach die "Deutschen Turner Mistelbach".
Der aktive Sport konnte zwar nach wie vor betrieben werden, doch fand er unter starkem Einfluss der Partei statt. Wieder einmal war es ein grausames geschichtliches Ereignis, das die Entwicklung unseres Vereines jäh unterbrach: Der 2. Weltkrieg. Der größte Teil der Aktiven wurde zum Wehrdienst eingezogen und dadurch kam es auch bei uns, wie auch in anderen Vereinen, dazu, dass das Vereinsleben gänzlich zum Erliegen kam.
Als der Krieg 1945 vorbei war, lagen auch der Sport und seine Einrichtungen in Trümmern. Die Situation der Bevölkerung war gekennzeichnet durch Hunger, Wohnungsnot, Vertreibung, Trauer um Gefallene, Vermisste, Kriegsversehrte und die noch in der Kriegsgefangenschaft befindlichen Angehörigen. Die in der Heimat Verbliebenen und die Zurückkehrenden fanden sich bald wieder in ihrem Sportverein zusammen. Es wurden Informationen über das Schicksal von Vereinsmitgliedern ausgetauscht. Aus dem Osten vertriebene oder geflüchtete Sportler schlossen sich den Vereinen an. Der Sport der damaligen Zeit bewies einmal mehr seine große Integrationskraft.
Schon bald begannen Spieler und Funktionäre, ihre Vereine wieder oder neu zu gründen. Skeptisch beäugt von den Alliierten beseitigte man die Kriegsschäden in den Stadien. Die Sport- und Turnvereine waren Untergliederungen des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen (NSRL) und galten deshalb als faschistische Organisationen, deren Aufgabe es auch gewesen war, die Deutschen kriegstauglich zu machen.
Allerdings wurde das Sportverbot von einzelnen britischen Kommandanten eher lax gehalten. So kickten in Castrop-Rauxel schon am 7. Juli 1945 Auswahlmannschaften der nördlichen und der südlichen Stadtteile gegeneinander. Im September 1945 ließ die britische Militärverwaltung die Gründung von Vereinen auch offiziell wieder zu und ab Dezember durften sogar die alten Traditionsnamen wieder verwendet werden. Nach Ende dieses schrecklich langen Krieges fanden sich auch wieder Männer mit Sportgeist in den Reihen unserer Ortschaft Mistelbach, die den Verein erneut zum Leben erweckten.
Besonderes Augenmerk wurde dem Ausbau, des im Jahre 1938 angekauften Sportplatzgeländes im Ortsteil Heide zugewendet. In rastloser Arbeit wurde der neue Sportplatz hergerichtet. Die Vereinsarbeit in den 60er Jahren galt vor allem dem Bau des Sportheimes. Es konnte dank großzügiger Unterstützung seitens des Bayerischen Landessportverbandes, der Gemeinde Mistelbach und des Landkreises Bayreuth zwischen 1962 und 1965 errichtet werden. Ein großer Teil der Vereinsmitglieder trug durch unermüdlichen Arbeitseinsatz zum Gelingen des Vorhabens bei.
Schon damals musste man, wenn auch mit einfacheren Mitteln, den Fußballplatz auf ein Spiel vorbereiten. Immer wieder fanden sich in unserem Verein Mitglieder oder freiwillige Helfer, die miteinander das Geschaffene erhielten bzw. sanierten.
In den letzten zwei Jahrzehnten wurde die gesamte Sportanlage immer wieder aufgewertet. Ein Rasenspielfeld wurde neu geschaffen, der Hartplatz und das Sportheim umfangreich saniert und es entstanden zwei Tennisplätze mit einer Hütte. Es wurde ohne lange zu fragen geholfen, fachgerecht gearbeitet und gebaut. Dieser Aus- bzw. Umbau wurde bis zu der heutigen Zeit kontinuierlich fortgesetzt und fand im Jahre 2007/2008 seinen Höhepunkt.
Durch die Renovierung des Sportheims bzw. den Neubau des Kabinentraktes in Verbindung mit der Neuschaffung einer kleinen Sporthalle wurden die Weichen erneut Richtung Zukunft gestellt. Dieses Bauvorhaben konnte nur realisiert werden, weil sich in den Reihen unseres Sportvereines noch fleißige Handwerker, Idealisten und Helfer befanden. Sie setzten all ihr Wissen und Können ein, um in monatelanger und schweißtreibender Arbeit ideale Voraussetzungen für den Sportbetrieb zu schaffen.
Ihnen zu Ehren wurde am Kabinenneubau eine Ehrentafel angebracht, auf der alle freiwilligen Arbeiter und Helfer niedergeschrieben wurden.
Das neu geschaffene bzw. renovierte Gebäude ist ein Schmuckstück in ganz Oberfranken geworden, auf das wir alle stolz sein können. Das Sportheim ist heute Mittelpunkt zahlreicher sportlicher, kultureller sowie privater Veranstaltungen. Jedes Jahr wird von den Nachbarvereinen SC Hummeltal, SV Gesees, SV Mistelgau und TSV Mistelbach das schon traditionelle Hummelgauturnier ausgetragen. Dieses Turnier wird von zahlreichen Zuschauern besucht — und jede Mannschaft strebt danach, als Turniersieger vom Platz zu gehen.
Im Fußballbereich konnte im Jahr 2007 dank der Idee und Unterstützung von Rudolf Keller, vielen bekannt unter dem Spitznamen „Ulla“, eine Juniorinnenmannschaft gegründet werden, die immer mehr Zuspruch findet. Mit nur drei Mädchen „im Gepäck“ kam Rudi auf den Verein zu und fragte nach, ob wir nicht auch in Mistelbach etwas für den Mädchenfußball übrig hätten. Gute Ideen werden bei unserem Verein gerne aufgenommen. So versuchten wir dieser Herausforderung gerecht zu werden und sie zu meistern.
Das Erreichte kann sich sicherlich sehen lassen! Die Verwirklichung der Damenfußball-Idee ist besonders erwähnenswert, da wir die erste Mannschaft im Hummelgau waren, die sie erfolgreich in die Tat umsetzen konnten. Jahrzehntelang wurde auch der Tischtennissport in Mistelbach groß geschrieben. Die Gründung der Sparte durch Rudi Leitz wurde durch leidenschaftliche Arbeit und aktiven Sport bis zur Coronapandemie durch Horst Zöllner erfolgreich fortgesetzt. Derzeit befindet sich die Sparte im Dornröschenschlaf.
Ebenfalls derzeit nicht aktiv ist die Theaterabteilung des Vereins. Einige humorvolle Darbietungen gab es über die Jahre in unserem Sportheim zu sehen.
Weiterhin wurde in den 90er Jahren eine Skiabteilung durch Roland Schüllner gegründet. Seither folgten zahlreiche Fahrten in diverse Skigebiete, egal ob Tages- oder Mehrtagesausflug. Seit einigen Jahren wird die Sparte durch Rüdiger Teletzky betreut.
Damengymnastik findet ebenfalls seit Jahrzehnten in unserem Verein großen Anklang und Sympathie. Damen verschiedenen Alters halten sich durch regelmäßiges Training fit. Mit großem Engagement leitet Daniela Kasel die Abteilung.
Der Tennissport kommt beim TSV Mistelbach ebenfalls nicht zu kurz. Zwei Plätze befinden sich idyllisch am Waldrand gelegen. Hier kann man bei guten Bedingungen dem Hobby nachgehen, egal ob im Ligabetrieb oder einfach zum Spielen unter Gleichgesinnten.
Der größte Bereich des Vereins ist seit einigen Jahrzehnten der Fußballbereich. Er gliedert sich in drei Bereiche: Herren, Alte Herren und Jugend. Im Jugendbereich schlossen sich die Vereine im Hummelgau im Jahr 2004, als eine der ersten Vereine, zu einer Jugend-Fördergemeinschaft (JFG) zusammen. Ziel war es die rückläufigen Zahlen an Kindern in den Jugendmannschaften gemeinsam zu kompensieren. Die JFG wurde zwar zwischenzeitlich aufgelöst, darf sich dennoch als Erfolg bezeichnen. Die Vereine arbeiten weiterhin zusammen als so genannte Spielgemeinschaften. Hier haben die Vereine mehr Flexibilität und es bedarf keines weiteren extra Verein. Zur Saison 2024/25 wird die SG Hummelgau in allen Altersklassen mit mindestens einer Mannschaft vertreten sein.
Unsere "Alt-Herren"-Mannschaft ist eine sehr aktive Abteilung in unserem Verein. Montag ist der feste Trainingstermin im Kalender und der findet auch fast ganzjährig statt. Bei Wind und Wetter trainieren die AH und im Anschluss sitzt man gerne bei gutem Bier und einer Brotzeit zusammen. Highlight in den letzten Jahren war mit Sicherheit das Spiel im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums gegen die Traditionsmannschaft des 1. FC Nürnberg.
Rund um das 100-jährige Bestehen des Vereins nahm der Fußball Herrenbereich eine außergewöhnliche Entwicklung. Unter Trainer Carolus Fischer formte sich eine gute Mannschaft aus vielen Jugendspielern. Dies fand die Krönung mit dem Aufstieg in die Bezirksliga im Jahr 2011. Danach folgten acht Jahre im Oberhaus des Bezirks. Dabei erlebte man so einiges, vom fast Aufstieg in die Landesliga bis hin zum Klassenerhalt, nach Einspruch im Relegationsspiels 2016. 2019 überschlugen sich in der Sommerpause die Ereignisse und die erste Mannschaft musste ihren Spielbetrieb in der Bezirksliga abmelden. In der Folge hielt sich der Spielbetrieb mit der zweiten Mannschaft über Wasser, die zusammen in einer Spielgemeinschaft mit dem SV Gesees agierte. In dieser Konstellation konnte man bis 2022 am Spielbetrieb teilnehmen, ehe in der Sommerpause das endgültige Aus für den Herrenfußball in Mistelbach folgte.
Nur wenige Wochen später sammelte man sich und machte sich an ein neues Konzept. Zusammen mit Julian Ollet und Klaus Fiedler arbeitete die Vereinsführung am Comeback zur Saison 2023/24. Das Trainerduo Ollet/Fiedler brachte viele ehemalige Jugendspieler und Freunde zusammen und so konnte man nach einem Jahr Abstinenz wieder Herrenfußball in Mistelbach ab Juli 2023 sehen. Die Mannschaft übertraf alle Erwartungen und schloss die Saison mit der Meisterschaft in der A-Klasse ab. Nur dreimal ging die Mannschaft als Verlierer in 30 Spielen vom Feld und sicherte sich souverän den Aufstieg in die Kreisklasse.
2020 wurde Deutschland, Europa, ja die ganze Welt von der Corona-Pandemie überrollt. Während in vielen Bereichen des Lebens Stillstand herrschte, wurde beim TSV die Zeit genutzt und einiges an der Liegenschaft modernisiert. So wurde 2020 die Beregnungsanlage des Rasenplatzes erneuert. 2021 folgte der Umbau der Flutlichtanlage auf dem Allwetterplatz, auf eine energiesparende und umweltfreundlichere LED-Anlage. Ebenso wurden die Heizungsanlagen des Sportheims komplett ausgetauscht. Zwischen diesen Großprojekten folgten auch verschiedene Verschönerungsarbeiten am und im Sportheim.
Bis Juli 2022 wurden über siebzehn Jahre die Geschicke des Vereins an der Spitze von Jürgen Schmidt geführt und geprägt. Großes Engagement und bedingungsloser Einsatz für den Verein zeichnen Jürgen Schmidt aus, bis heute ist er dem Verein weiterhin treu und unterstützt wo er nur kann. Der Verein wird derzeit geführt von einem Vorstand, bestehend aus fünf Vorständen (Lukas Höhn, Alexander Baumann, Sabine Hofmann, Carsten Katholing und Stephan Schreiner) und einem Schriftführer (Dr. Nicolas Müller). Zum Jahresbeginn 2024 gehört 375 Mitglieder dem Verein an. Verteilt auf die Sparten Fußball (Herren, Alte-Herren & Jugend), Damengymnastik, Darts, Tennis und Ski.
Der Verein veranstaltet über das Jahr verteilt verschiedene Veranstaltungen. Monatlich findet am ersten Freitag im Monat um 19 Uhr der TSV-Stammtisch statt. Alle Freunde des Vereins sind herzlich willkommen. Um Himmelfahrt findet das Sportfest statt, am letzten Augustwochenende findet die Misslwoocha Kerwa statt und im Dezember gibt es einen Hüttenzauber. Für Veranstaltungen unterschiedlichster Art kann man unsere Räumlichkeiten mieten. Sprechen Sie uns gerne an!
Die Ziele und Aufgaben unseres Vereins haben ausschließlich und unmittelbar einen gemeinnützigen Zweck. Der Verein hat sich weiterhin zum Ziel gesetzt allen Sportlern gute Bedingungen für die Ausübung ihrer jeweiligen Hobbys zu bieten.